PFAS - nützlich, toxisch, ewig

Die Sommertagung brachte Licht ins Dunkel.

Am 14. Juni 2025 fand die traditionelle Sommertagung der UFS statt. Mit Inputreferaten und einer Podiumsdiskussion gelang der Versuch, die Komplexität rund um die «Ewigkeits-Chemikalien» PFAS etwas aufzulösen. Die Fachleute plädierten für einen konsequenten, aber doch pragmatischen Umgang mit den komplexen Stoffen. Es braucht Ressourcen, Zeit und eine Prise Gelassenheit im Spagat zwischen menschlicher Gesundheit, Grenzwerten und landwirtschaftlichen Existenzen. Auch die Forschung hat nicht DIE Lösung parat. Kanton und auch Landwirte tun ihr Bestes, damit PFAS nicht in die Nahrungskette gelangen. Zerstört werden können sie fast nur durch sehr grosse Hitze, also beispielsweise in Kehrichtverbrennungsanlagen.

«PFAS – geschaffen, um zu bleiben»
Professor Martin Däscher vom Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik UMTEC an der Ostschweizer Fachhochschule OST hat sehr genau aber verständlich die Probleme und die bis heute möglichen respektive bekannten Lösungsansätze aufgezeigt. Die Ostschweizer Fachhochschule ist führend im PFAS-Thema, die Mitarbeitenden des Instituts begleiten Kantone und Unternehmen mit massgeschneiderten Lösungen für die Behandlung von PFAS-belasteten Materialien. Grossflächigen Belastungen in der Landschaft und im Grundwasser ist sehr schwierig beizukommen. Bewährt hat sich die sogenannte Bodenwäsche, bei der die PFAS-Verschmutzung aufkonzentriert und dann in einem Zementwerk bei hohen Temperaturen verbrannt wird, eine überaus aufwändige Methode. Ungünstig ist, dass PFAS im Recycling landen und damit im Kreislauf bleiben. Eine saubere Separatsammlung ist die Grundlage für sicheres Recycling, gemischtes Sammelgut erhöht unerwünschte Kontaminationen.

Am wichtigsten sei es, den Eintrag von PFAS in die Umwelt zu reduzieren. Einerseits durch Verzicht oder Ersatz des Stoffes in Produkten, wo er nicht unbedingt nötig ist und andererseits mit korrekter Entsorgung von belasteten Produkten. Herr Däscher hat uns seine überaus informative Präsentation zur Verfügung gestellt, hier können Sie sie herunterladen. Ebenso spannend ist sein Beitrag in unserem letzten Bulletin.

«PFAS: Kleine Moleküle, grosse Umweltwirkung – was der Kanton dagegen tut»
Aline Loher, Sektionsleiterin Boden und Altlasten im kantonalen Amt für Umwelt, hat dargelegt, wie sehr sich der Kanton St.Gallen mit dem Problem PFAS beschäftigt, nachdem letztes Jahr auf einigen Landwirtschaftsbetrieben massiv überhöhte Werte gefunden wurden. Es wurden und werden umfangreiche Messungen vorgenommen und auch Grundlagenforschung betrieben, damit geeignete Massnahmen verfügt werden können. Wichtig war dem Kanton von Beginn weg eine offene Kommunikation. Er leistet Vorarbeit für andere Kantone und ist auch Vorbild. Auf einer eigens kreierten Webseite publiziert der Kanton aktuelle Daten und Massnahmen und beantwortet viele offene Fragen.

«PFAS: Herausforderung mit unbekannter Dimension!»
Bruno Inauen, Leiter Landwirtschaftsamt Kanton St.Gallen, hat über die Messungen und Massnahmen im Bereich Landwirtschaft berichtet. Bei sehr vielen, aber noch nicht allen Betrieben sind Milchproben genommen worden, nicht alle sind gleich stark belastet. Eine sofort wirksame Massnahme für eine Verbesserung der PFAS-Werte in der Milch ist die Umstellung von Quellwasser auf Leitungswasser für das Tränken der Tiere. Getestet wird zudem, ob die Alpsömmerung eine Verbesserung bei PFAS-belasteten Tieren in Bezug auf ihr Fleisch bringt. Damit ist allerdings die Belastung des Bodens noch nicht behoben, Fruchtfolgeflächen sind bis jetzt nicht untersucht worden. Es braucht noch viel Forschung. Derweil sind aber die Bauern und Bäuerinnen sehr verunsichert und mit existentiellen Fragen konfrontiert: Sind unsere Produkte belastet? Können wir sie weiterverkaufen? Ist es das Futter, das Wasser, das Gras? Auf der Webseite des Kantons werden viele dieser Fragen beantwortet oder den entsprechenden Fachpersonen zugewiesen.

Bei der anschliessenden Podiumsdiskussion mit den drei Referierenden und zusätzlich FDP-Kantonsrat Peter Nüesch war man sich einig, dass viel Unwissen und Frust vorhanden sind, was zu emotional aufgeladenen Diskussionen führt und sowohl Landwirtinnen und Landwirte als auch Beratende und Forschende stark belastet. Martin Däscher betont, dass Panik nicht angebracht sei, es bestehe keine akute Gefahr, wir leben schon seit Jahrzenten mit PFAS. Trotzdem sei es notwendig, schnell den Eintrag zu vermindern.

Was können wir Konsumenten tun?
Auf PFAS-Produkte möglichst verzichten und auf eine korrekte Entsorgung achten. Im Zweifelsfall nicht ins Recycling sondern in die Kehrichtverbrennung geben, alles was fett- und wasserabweisend beschichtet ist, Karton, Plastikfolien, Outdoorkleidung, sogar Teflonpfannen gehören in den Abfallsack, auch wenn das dem Recyclingherz weh tut.

Was kann die Politik tun?
Den Eintrag zu vermindern, wird nicht ohne Verbote gehen, die EU ist da schon vorangegangen. Mehr Aufklärungskampagnen bezüglich Abfallsortierung tun auch not. Und vor allem vom Bund beauftragte Grundlagenforschung und schweizweit koordinierte Untersuchungen von Böden und Wasser und Massnahmenkonzepte für belastete Landschaften und Gewässer.

23.6.2025/ak

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